„Geldschöpfung durch die Banken” und kein Ende?
12. April 2011 von Friedrich Müller-Reißmann
K.F. Müller-Reißmann
2010/2011
Ich wollte dieses leidige Thema mit meinem Artikel „Wie ich vom Bann der ‚Kreditschöpfungstheorie’ loskam” (www.mueller-reissmann.de) eigentlich hinter mich bringen, nun werde ich mit Texten und Textbruchstücken, mit denen die „Schöpfungsanhänger” und „Schöpfungsleugner” aufeinander losgehen, elektronisch überschwemmt.
Text zum Download: geldschopfung-durch-die-banken-und-kein-ende
Halb amüsiert, halb angewidert lese ich das eine oder andere. Ironie gefällt mir manchmal, Häme nie. Ich finde einen Diskussionsstil, bei dem man dem anderen vorwirft, nur begrenzt denkfähig, in „Steinzeitvorstellungen” gefangen oder realitätsblind zu sein, unfruchtbar, vielfach beschämend und letzten Endes auch nicht angebracht, denn das Geldthema „hat es in sich” und ist alles andere als „eingängig”. Nur das Geld ist etwas Reales und Gültiges, etwas Konkretes und Abstraktes in einem: ein Bewertungsmaßstab, der täglich mit gesicherten Fahrzeugen an bestimmte Orte gefahren werden muss. Die Alltagssprache redet auf äußerst unscharfe Weise vom Geld und leistet der Verwirrung Vorschub. Wenn es z.B. heißt, jemand habe viel Geld, was ist damit konkret gemeint? Dass er die Taschen voller Banknoten hat? Oder dass seinen Konten in irgendwelchen Listen große Zahlen zugeordnet sind? Oder dass er an eine Reihe großer Wetten beteiligt ist? Und wenn es heißt, dass jemand „sein Geld wohl nicht wieder sehen wird”, so ist damit keineswegs gesagt, dass er es jemals gesehen hat. Während in der Physik sauber die Zeit schon in den Maßeinheiten berücksichtigt und z.B. zwischen Arbeit (in Kilowattstunden) und Leistung (in Kilowatt) streng unterschieden wird, redet man von Euro oder Dollar, egal ob es sich um Bestands- oder Flussgrößen handelt – und diese Unschärfe allein genügt, um in Teufels Küche zu geraten. Und wer Geld mit Guthaben, also Anrecht auf Geld, in einen Topf wirft, findet da kaum wieder heraus.
Ich jedenfalls hatte bei keinem Thema, mit dem ich mich im Laufe meines Berufslebens befassen musste – ob es sich um das Energiethema handelte oder um Technikbewertung, Künstliche Intelligenz oder Kognitive Systemanalyse, Ethik oder Normenlogik, oder gar Fragen theologischer Hermeneutik und Dogmatik – nicht so leicht das Gefühl, mich im Kreise zu drehen, wie beim Geldthema. Also, ich finde gerade hier Dünkel und Hohn besonders wenig angebracht. Wer das komfortable Gefühl hat, das Geldsystem „an allen vier Zipfeln” gepackt zu haben, sollte Polemik gegen andere am allerwenigsten nötig haben.
Meinungsverschiedenheiten sind beim Geldthema eigentlich sehr nahe liegend. Eine endlose, sich (elektronisch) „verzettelnde” Diskussion, die aus den persönlichen Verletzungen der Diskutanten ständig neue Nahrung bekommt, dürfte kaum der richtige Weg sein, um die Sachprobleme zu klären oder wenigstens als ersten Schritt zur Annäherung ein gemeinsames Verständnis der strittigen Punkte zu erarbeiten.
Vielleicht kann ich mit den folgenden Überlegungen dazu einen Beitrag leisten. Ich möchte bei diesem Versuch ohne Herabsetzung Andersdenkender auskommen. Dass ich dabei gewissermaßen „ganz von vorn” anfange, ist weniger eine pädagogische Masche („Wie sage ich es meinem Kinde?”), sondern mehr so etwas wie Selbstvergewisserung. Ich werde mich bei meinem Klärungsversuch auf eine etwas unübliche Weise und mit eigenwilliger Terminologie Schritt für Schritt voranzutasten und dabei versuchen, in alle möglichen Denkfallen zu tappen, um mich daraus zu befreien.
Was ist eigentlich eine Bank und wozu ist sie gut?
Ich stelle mir eine Bank naiv (und auf den ersten Blick meilenweit von der heutigen Realität entfernt) als eine große Kiste vor, verwaltet von einem Bankier, und das Geld als schöne runde Gulden (die z.B. der münzprägende König des Landes in Umlauf gebracht hat). In die Kiste kann jeder, der eine zeitlang eine gewisse Menge an Gulden nicht braucht, diese zur sicheren Aufbewahrung „einlegen”. Dafür bekommt er vom Bankier eine „Einlage-Quittung”, die diesen verpflichtet, die eingelegten Gulden nach vereinbarter Frist wieder auszuzahlen. Der „Einleger” hat nun vorerst keine Gulden mehr, sondern stattdessen ein Guthaben bei der Bank. Aus der Kiste kann der Bankier Gulden herausnehmen und für eine bestimmte Frist an andere verleihen. Dafür muss der Kreditnehmer der Bank eine „Kredit-Quittung” ausstellen (eine Empfangsbestätigung und Rückgabeverpflichtung). Das heißt aber auch, dass der Einleger, der seine Gulden in ein Guthaben verwandelt hat, nicht nur selbst die Gulden nicht mehr hat, sondern dass sie über kurz oder lang auch nicht mehr in der Kiste sind. Die Kiste, die von außen wie ein Aufbewahrungsort für Gulden erscheint, ist „leer”. Und daraus folgt (was für manche rätselhaft ist), dass die Guthaben größer sein können als die Guldenmenge insgesamt. Paradox formuliert: Gerade weil in der Kiste kein Geld ist, kann in ihr mehr Geld sein, als es überhaupt gibt. Das Paradox resultiert aus der Doppeldeutigkeit des Geldbegriffs, der einmal den greifbaren Gulden meint und einmal den Anspruch auf Gulden. Der scheinbare Widerspruch löst sich sofort auf, wenn man den Zeitfaktor berücksichtigt. Nur im Laufe einer längeren Zeitspanne können Gulden in Ansprüche auf Gulden verwandelt werden, die in der Summe größer sind als die gesamte reale Guldenmenge, und entsprechend bedarf auch die Rückverwandlung von Ansprüchen auf Gulden (Guthaben) in reale Gulden, die man zum Kauf von Waren und Dienstleistungen nutzen kann, der Zeit.
Der Bankier erfüllt mit seiner großen „öffentlichen” Kiste eine wichtige Funktion im Geldkreislauf, denn würden alle in privaten kleinen Kisten zu Hause horten, was sie an Geld momentan nicht brauchen, würde es bald im Wirtschaftskreislauf an Geld fehlen und Handel und Wandel nur noch sehr schleppend möglich sein (das Königreich würde unter dem leiden, was man eine Deflation nennt). Klar ist auch, dass der Bankier insgesamt die bei ihm für gewisse Fristen eingelegten Gulden und die für gewisse Fristen verliehenen Gulden in Einklang bringen muss (was eine ordentliche Buchführung und ein Rechenverfahren verlangt, das die Fristen berücksichtigt). Und da er weiß, dass auch mal ein „Einleger” seine Gulden früher zurück haben will als vereinbart, oder ein Kreditnehmer seinen Kredit nicht zurückzahlt, wird der kluge Bankier, um nicht in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten (und in Gefahr, von zornigen Einlegern gelyncht zu werden), immer eine gewisse Reserve in der Bank lassen und nicht alle Gulden verleihen. Und er wird auch Geld nur an solche Leute verleihen, bei denen er sicher sein kann, dass er das Geld auch zurückbekommt (oder sich zurückholen kann, weil es bei ihnen was zu holen gibt. Was bedeutet: Chance auf Kredit hat vor allem der Eigentümer, z.B. ein Grundbesitzer).
Klar: Wäre eine Bank nur eine solche Kiste und Geld immer Gulden, käme niemand auf den Gedanken, dass der Bankier mehr Gulden aus der Kiste herausnehmen und verleihen kann, als in die Kiste von Einlegern eingelegt wurde (es sei denn, man unterstellte, dass der Bankier eine geheime Guldenpresse in seinem Keller versteckt hält). Unter dieser Bedingung ist der Gedanke einer „Geldschöpfung durch eine Bank” schlechterdings undenkbar. Die Bank verwandelt lediglich vorhandenes „kaufkraft-inaktive” Gulden (=Ersparnisse, die ohne Bank in Privatschatullen und unter Kopfkissen herumlägen) in „kaufkraft-aktive” Gulden (denn kaum jemand wird sich Geld leihen, um es auch nur unter sein Kopfkissen zu legen). In diesem weitesten Sinne könnte man sagen: Banken „schaffen” Kaufkraft, aber nicht neue, zusätzliche, indem sie die Geldmenge vermehren, sondern indem sie die Nutzung der an sich existierenden Geldmenge verstetigen (man sagt auch: Banken erhöhen die Umlaufgeschwindigkeit bzw. (präziser) die Einsatzhäufigkeit des Geldes). Das Verfahren impliziert hier automatisch, dass nicht mehr Kaufkraft via Kreditvergabe in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wird, als zuvor an Ersparnissen aus ihm herausgenommen wurde.
Oder ist das alles doch nicht so klar? Bei Andreas Eschbach lese ich den Satz. „Wann immer jemand einen Kredit aufnimmt, vermehrt er dadurch nebenbei die Geldmenge genau um den Betrag seines Kredites” [1]. Und ist es nicht so? Der Kreditnehmer hat doch jetzt eine Menge Geld, die er vorher nicht hatte, und der Kreditgeber behält doch auch „sein Geld”! Der schlichte Fehler: der Kreditgeber hat eben sein Geld nicht mehr, sondern hat es in ein Guthaben verwandelt (und manche Unwägbarkeit entscheidet darüber, ob er es je und in voller Höhe wieder in Geld zurückverwandeln kann).
Einlage-Quittungen für Gulden als Kaufmittel statt Gulden
Ich gehe einen Schritt weiter, und dieser Schritt wurde von den Banken schon vor Jahrhunderten, eigentlich schon zu Beginn des Bankwesens, vollzogen. Man kann in die große Kiste auch Gulden „fristlos” einlegen. Diese kann man, wenn man will, sich täglich wieder auszahlen lassen. Die „Einlage-Quittungen” dafür nenne ich der Kürze halber „EQuittis”. (Der kundige Leser merkt sofort, dass ich auf das Giralgeldproblem zusteuere. Dieses ist für die „Kreditschöpfungsfrage” das eigentlich interessante und verwirrende!). Wozu sind sie gut? Ein Geschäftsmann sei im Besitz von EQuittis. Er könnte sie für einen geplanten Einkauf zuvor zu Gulden machen, doch er findet es bequemer, dem Verkäufer mit EQuittis zu bezahlen, und dieser kann sich dann, wenn er mag, die entsprechende Guldenmenge von der Bank aushändigen lassen, oder die EQuittis, auch aus Bequemlichkeit, für eigene Einkäufe weiter benutzen. Besonders interessant wird diese Möglichkeit, wenn die Bank Filialen in entfernten Orten hat oder mit dortigen Banken zusammenarbeitet. Der Händler muss auf unsicheren Straßen nicht mit einer Kiste voller Gulden reisen, sondern bezahlt in der fernen Stadt mit EQuittis. An die Stelle des Zahlungsmittels Gulden ist für den Geschäftsmann das Zahlungsmittel „Quittung für bei einer Bank eingelegte Gulden”, der EQuitti, getreten. Wie nun der Transport der realen Gulden vonstatten geht, ist für ihn uninteressant (so wie auch dem normalen Geldnutzer heute die „Rückseite” des Zahlungsverkehrs nicht interessiert).
Frage: Hat sich damit die Menge der Zahlungsmittel vergrößert? Haben sich die Banken, indem sie EQuittis ausstellen, die sich als Zahlungsmittel verwenden lassen, als „Geldschöpfer” betätigt und zwar (präziser gefragt) als „Geldschöpfer”, die zusätzliches Geld und damit zusätzliche Kaufkraft in die Wirtschaft gebracht haben?
Antwort: Nein, denn der Händler hätte genau den gleichen Handel tätigen können, wenn er zuvor seine EQuittis wieder in Gulden eingetauscht und damit eingekauft hätte. Er kann mit dem neuen Zahlungsmittel kein Quäntchen mehr an Waren einkaufen. Sein Vorteil ist nichts weiter als Bequemlichkeit und Sicherheit.
Noch einmal: Erhöhung der Geldmenge durch Kredite?
Das gedankliche Verwirrspiel beginnt, wenn man nun im nächsten Schritt die Kreditvergabe und das neue Zahlungsmittel EQuitti in Verbindung bringt. Der Kreditnehmer bekommt von der Bank statt schöner runder Gulden eine entsprechende Menge an EQuittis, mit denen er einkaufen kann. Er wird also real in dieselbe Lage versetzt, als hätte er Geld „eingelegt”. (Im heutigen realen Verfahren bekommt er die Kreditsumme auf sein Girokonto, von dem er für Zahlungen Gebrauch machen kann).
Hat sich aber durch die auf Kreditbasis ausgegebenen EQuittis nicht die Menge der Zahlungsmittel erhöht? Und bedeutet das nicht, da Zahlungsmittel doch Geld sind, eine Erhöhung der Geldmenge durch Gewährung von Krediten? Mit solchem „Gedankengut” haben wir meines Erachtens eine der Quellen der Verwirrung vor uns, aus der sich der trübe Strom „Kreditschöpfungstheorie” speist (Pardon, jetzt habe ich mich doch zur Polemik hinreißen lassen!). In Wahrheit hat die Bank doch nur anstelle der Gulden ein Äquivalent in Form von EQuittis ausgeben. Sofern die Gulden bei der Bank verbleiben (und von dieser Fiktion gehen wir zunächst noch aus), hat sich die Menge der Zahlungsmittel nicht erhöht. Es hat genau dasselbe stattgefunden, was bei allen Krediten stattfindet: Verwandlung von „inaktiven” (stillgelegten) Zahlungsmitteln in „aktive”, mit denen Käufe getätigt werden. Bevor es die EQuittis gab, wurden Gulden eingelegt und Gulden via Kredit herausgegeben, nun werden Gulden einlegt und statt Gulden EQuittis im gleichen Wert via Kredit herausgegeben.
Erhöhung der Geldmenge durch Kredite auf der Basis von EQuittis?
Noch einmal zur Verdeutlichung: Kredite, von denen wir bis jetzt gesprochen haben, waren in unserem fiktiven Modell Kredite auf der Basis von für gewisse Fristen eingelegten Gulden. Wenn die Bank nicht in Zahlungsschwierigkeiten kommen will, kann sie nur in diesem Rahmen (wobei die Fristen der Einlagen und der Kredite insgesamt aufeinander abgestimmt sein müssen) Kredite vergeben – sei es in Form von Guldenkrediten, sei es in Form von EQuitti-Krediten. Im letzten Fall muss die entsprechende Guldenmenge bei der Bank verbleiben. Denn der Kreditnehmer selbst oder derjenige, der sie zur Zahlung angenommen hat, kann ja jederzeit seine EQuttis in Gulden umtauschen wollen. Bis jetzt hat also unser Bankier die Gulden nicht angerührt, die Einleger ohne Fristfestlegung eingelegt haben. Denn auch hier muss der Bankier täglich damit rechnen, dass die Einleger selbst oder ihre Geschäftspartner, die die EQuittis als Zahlungsmittel akzeptiert haben, sich ihr Äquivalent in Gulden auszahlen lassen. Gleichzeitig werden wieder neue Gulden kurzfristig eingelegt. Der Bankier erlebt das tägliche Spiel der Verwandlung von Gulden in EQuittis und umgekehrt. Und ebenso das tägliche Spiel des Zugangs und des Abgangs von EQuittis im ‚bargeldlosen Zahlungsverkehr’. Nach einer gewissen Zeit erkennt er jedoch, dass auch von diesen Einlagen immer ein gewisser Sockelbetrag, gewissermaßen ein Bodensatz an Gulden bzw. EQuittis in der Bank bleibt. (Einfach, weil es eine „natürliche” durchschnittliche Verweilzeit auch der täglich fälligen eingelegten Gulden gibt). Das bringt ihn auf die nahe liegende Idee, dass man auch diesen Sockelbetrag ziemlich risikolos („aufgrund gesicherter Erfahrungen”) verleihen kann (und zwar besonders lukrativ, denn für auf Girokonten eingelegtes Geld zahlt die Bank so gut wie keine Zinsen!).
Sind wir nun nicht der „Geldschöpfung durch Banken” einen guten Schritt näher? Die Einleger, deren Einlagen die Voraussetzung für die Kredite an andere darstellen, behalten ja ihre EQuittis, mit denen sie weiterhin einkaufen können. Zu ihnen gesellen sich (wenn man von der Bankreserve einmal absieht) in gleicher Höhe die durch die Kredite entstandenen EQuittis der Kreditnehmer, die ihrerseits damit Einkäufe tätigen können. Die Girokontostände der Einleger haben sich durch die Kreditvergabe nicht verändert, die Girokontobestände der Kreditnehmer sind hinzugekommen. Hat damit diese Kreditvergabe nicht zu einer Verdopplung der Zahlungsmittel geführt und der oben zitierte Andreas Eschbach zwar nicht für Kredite allgemein, aber für diese Form von Krediten nicht doch recht? Rein formal betrachtet ist überhaupt nicht zu bestreiten, dass die Menge der EQuittis insgesamt durch die Vergabe von Krediten in Form von EQuittis größer wird. Doch was bedeutet dies in seinen realen Auswirkungen?
Die gedankliche Schwierigkeit, die hier vorliegt, hängt mit der „Zwitterstellung” der EQuittis (sprich: des Giralgeldes) zusammen. Es verkörpert einerseits Guthaben, andererseits kann es direkt als Zahlungsmittel eingesetzt werden.[2] Guthaben sind Ansprüche auf Geld, sind gewissermaßen von Geld abgeleitete Konstrukte, in denen man Geld mehr oder weniger sicher „aufbewahren” und von Fall zu Fall wieder „herausnehmen” kann. Letzteres ist normalerweise zeitlichen und logistischen Bedingungen unterworfen. Das Geld z.B. „in” einem Sparbuch kann nicht sofort wieder in nutzbares Geld verwandelt werden (und auch nicht von allen gleichzeitig). Ähnlich ist es mit anderen „Wertpapieren”. Einzige Ausnahme ist das Giralgeld, das selbst unmittelbar als Zahlungsmittel fungiert. Dass es jedermann im Einzelfall ohne zeitliche Restriktionen einsetzen kann, verleitet dazu, den Zeitfaktor hier gänzlich zu übersehen. Die zum Kauf berechtigenden EQuittis, die der Kreditnehmer bekommt (sprich: die Giralgeldmenge, die ihm als Kredit eingeräumt wird), werden aktuell im Wirtschaftskreislauf tatsächlich eingesetzt, es sind kaufkraftaktive Zahlungsmittel. Kredite werden nämlich normalerweise aufgenommen, weil man das Geld aktuell braucht[3]. Die EQuittis des Einlegers (sprich: ihre Giralgeldbestände) hingegen sind inaktive Zahlungsmittel, die eben gerade nicht bzw. nur partiell für den Warenkauf eingesetzt werden! Genauer gesagt: Es ist dieser Sockelbetrag an EQuittis bzw. Gulden, der permanent nicht selbst vom Einleger genutzt wird, und genau dieser allein kann via Kreditvergabe von anderen genutzt werden.
Es ist also auch bei dieser Kreditvergabe auf der Basis von Giralgeldeinlagen überhaupt nichts passiert, was man zu Recht als eine Geldmengenvermehrung durch Banken, die die Geldwertstabilität gefährden muss, bezeichnen könnte.
Wenn man hier nur auf das Zahlungsmittel als solches starrt und den entscheidenden Unterschied zwischen aktiven und inaktiven Zahlungsmitteln nicht in den Blick bekommt, ist es in der Tat schwer, sich aus der Denkfalle zu befreien. Nur unter dem Aspekt abstrakter (von der Realität abstrahierender) Potentialität handelt es sich sowohl beim Giralgeld der Einleger als auch dem Giralgeld der Kreditnehmer um Zahlungsmittel. So wie man Gulden, die möglicherweise jahrelang unter Kopfkissen liegen, und Gulden, die täglich von Hand zu Hand gehen, in diesem abstrakten Sinne beide als Zahlungsmittel bezeichnen kann. (Hier liegt denn auch die größte Schwierigkeit der Geldmengensteuerung zwecks Währungsstabilität, dass niemand genau weiß, wie viele Gulden zu der einen Kategorie und wie viele zu der anderen gehören). Nicht die Menge der „an sich” vorhandenen Zahlungsmittel ist für die Geldwertstabilität entscheidend, sondern die Menge der kaufaktiven Zahlungsmittel oder genauer: das Produkt aus der Geldmenge und der durchschnittlichen Einsatzhäufigkeit des Geldes. Und dass diese z.B. im Laufe eines Jahres entstehende Kaufkraftmenge zur aktuellen Leistungskraft der Volkswirtschaft dieses Jahres passt, d.h. dass die Nachfrage durch die aktivierte Kaufkraft insgesamt dem Angebot insgesamt an lieferbaren Gütern entspricht, dafür ist es eine notwendige Voraussetzung, dass einerseits möglichst viele Einlagen in Kredite verwandelt werden und andererseits die Kredite nicht die Einlagen übersteigen.
Kreditschöpfung aus dem Nichts?
Damit erreichen wir die höchste und eigentliche Stufe der Verwirrung. Diese besteht kurz gesagt in der Behauptung, die Banken könnten und würden für die Kreditvergabe gar keine Einlagen von Gulden brauchen. Sie könnten EQuittis, die die Kreditnehmer dann als Zahlungsmittel nutzen, ‚einfach so’ ausstellen, d.h. sie würden Zahlungsmittel „aus dem Nichts schöpfen”.
Buchungstechnisch würde das in der Terminologie unseres simplen Kistenmodells so abgehen: Zunächst ist klar: der Kreditnehmer würde wie bei Krediten üblich der Bank die Kredit-Quittung ausstellen (als Kreditbestätigung und Rückgabeverpflichtung). Diese würde die Bank wie üblich (als Forderung an den Kreditnehmer) unter Activa verbuchen. Andererseits würden die an den Kreditnehmer ausgegebenen EQuittis als Forderung an die Bank unter Passiva verbucht, so als hätte die Bank das Geld, das sie als Kredit vergeben hat, tatsächlich bekommen. Oder wie es bei Thomas Betz, einem „Kreditschöpfungstheoretiker”, allen Ernstes heißt: „Das Geld, welches dem Kreditnehmer zur Verfügung gestellt wird, entstammt also bilanztechnisch dem Kreditnehmer selbst!”[4]. Ein buchungstechnischer Genie- oder ein Schildbürgerstreich, das ist hier – eigentlich keine Frage! Das Missverständnis (wie wohl in allen diesen Fällen) resultiert aus der vergessenen Zeit. Denn nur, solange der eingeräumte Kredit als bloße Zahl auf dem Konto des Kreditnehmers steht und die Summe von ihm nicht in Anspruch genommen worden ist, hat der Kreditnehmer eine Forderung an die Bank. Aber bis zu diesem Zeitpunkt ist ja auch gar nichts geschehen: die Bank hat nichts gezahlt und der Kreditnehmer hat nichts bekommen. Dass zwei Nichtaktionen das Gleichgewicht in der Bankbilanz nicht tangieren, ist nicht sehr verwunderlich! Ab dem Zeitpunkt aber, wo der Kreditnehmer den Kredit in Anspruch nimmt, ist die Bilanz äußerst schief. Die Bank hat zwar immer noch die Forderung an den Kreditnehmer unter ihren Aktiva, aber bei den Passiva klafft eine Lücke. Die Bank hat die Verwendung einer Geldsumme verbucht und kann nicht sagen, wo die eigentlich hergekommen ist.
Es ist völlig klar: Mit Gulden würde ein solches Verfahren absolut nicht funktionieren. Man stelle sich das einmal bildhaft vor: Die große Kiste ist leer, und der Bankier gibt einem Kreditnehmer 1000 Gulden, was gar nicht möglich ist, und bringt die Sache buchungstechnisch in Ordnung, indem er in seine Bilanz schreibt, er habe diese 1000 Gulden zuvor vom Kreditnehmer erhalten, was gar nicht wahr ist. Einen größeren Wirrsinn kann man sich kaum vorstellen. Ja, da aber der Bankier keine Gulden gibt, sondern nur EQuittis (sprich: Giralgeld zur Verfügung stellt), soll das Verfahren funktionieren? Mit dem Äquivalent soll möglich sein, was mit dem Original absolut unmöglich ist? [5]
Das einzige, was ich daran noch verstehe, ist das Motiv, das ein Bankier haben könnte, sich auf ein solches Verfahren einzulassen. Er sagt sich: „Mit diesen EQuittis, die ich ihm da ‚einfach so’ gegeben habe, wird sich der Kunde irgendwo etwas kaufen. Was geht’s mich an? (Ein leichtsinniger Irrtum!). Was mich interessiert, ist die Kredit-Quittung, mit der sich der Kreditnehmer verpflichtet, den Kredit zurückzuzahlen. Ich bekomme demnächst durch Kredittilgung Geld buchstäblich für ein gänzlich leeres Nichts, das mich nichts gekostet hat und nichts kosten wird. Und dann auch noch die Kreditzinsen! Ich bekomme sogar noch eine fette Gebühr für meine Lizenz zur eleganten Bereicherung!”.
Es gibt ohne Zweifel manche Schweinereien, auch bei den Banken. Aber dass eine solche Schweinerei und noch dazu massenhaft in unseren Banken Usus sein soll, wie es eine „Kreditschöpfung aus dem Nichts” wäre, das bezweifle ich von Grund auf. Wer solche Geschütze auffährt, der müsste massivste, stichhaltige Beweise dafür vorlegen können. Ich habe bisher noch nicht einen, nicht einmal einen schwächlichen gesehen. Ihre moralische Absurdität genügt meines Erachtens schon, die Glaubwürdigkeit der „Kreditschöpfung” grundsätzlich in Frage zu stellen. Dass sie funktional betrachtet gar nicht möglich ist, bräuchte man eigentlich gar nicht noch extra zu betonen.
Mehr Quittungen über eingelegte Gulden, als es Gulden gibt
Manche wollen in der Tatsache, dass der Bestand des „Giralgeldes” (von sonstigen Guthaben ganz zu schweigen) heute ein Mehrfaches des „echten”, des Zentralbankgeldes beträgt, einen Beweis für die Geldschöpfung durch die Banken sehen. Das ist abwegig. Dieser Tatbestand ist so leicht erklärbar wie die Möglichkeit, mit 10 Gulden insgesamt (und letztlich sogar ohne einen einzigen Gulden) innerhalb weniger Stunden Spielguthaben und -schulden von 1000 Gulden und mehr zu erzeugen (einfach indem der Verlierer sich für jeden Spieldurchlauf erneut Geld vom Gewinner leiht und wieder an ihn verliert). So ähnlich geht es im Wirtschaftsgeschehen. Die Wirtschaft prosperiert, die Einlagen auf den Konten wachsen und wachsen von Jahr zu Jahr, weil die erfolgreichen (Geschäfts-)Leute (von den Spekulationsgewinnern und den Besitzer großer gut verzinster Vermögen ganz zu schweigen!) so viel Geld gar nicht verbrauchen können und immer erneut Gulden auf die Bank bringen, die von der Bank an andere verliehen werden. So haben eines Tages die Einleger in der Summe mehr Zahlungsmittel in Form von EQuittis in der Hand, als überhaupt Gulden im Wirtschaftsraum existieren. Das Wachsen der Giralgeldbestände ist eine rein formale, kinderleicht erklärbare und zunächst politisch völlig uninteressante Sache. Politisch wesentlich relevanter ist die Frage, warum sich die Vermögen und auch die, die in Form von Giralgeld gehalten werden, immer mehr konzentrieren.
An der seltsamen Hartnäckigkeit, mit der sich das Argument hält, ohne Kreditschöpfung durch die GBen könne doch die Kreditsumme insgesamt und das Gegenstück: die Guthabensumme nicht größer sein als die Menge des echten Geldes, bin ich schon fast verzweifelt. Ich wollte einen Befürworter der „Kreditschöpfungstheorie”, mit dem ich einen längeren und insgesamt durchaus fairen Email-Dialog führte, davon überzeugen, dass das Argument ohne jede Substanz ist. Ich bin noch einmal von dem simplen Kistenmodell einer Bank ausgegangen. Die ganze Komplexität unseres gegenwärtigen 2-stufigen Bankensystems (die Existenz von Giralgeld, die Zentralbankgeld-Konten der GBen, die Verrechnung des Giralgeldverkehrs über diese Konten, den Interbank-Verkehr, die Fristenproblematik, die Kreditaufnahmen von Banken bei der Zentralbank usw.) habe ich ausgeblendet und mit ihr alle möglichen Quellen, aus denen Dunkles, Rätselhaftes, Geheimnisvolles in unsere Köpfe fließen kann. In dem dann verbleibenden simplen Kistenmodell gibt es per definitionem keine „Kredit- oder Geldschöpfung”. Der Bankier kann nur via Kredit so viele Gulden ausgeben, wie bei ihm eingelegt worden sind. Und trotzdem: Wenn in dem Spiel des Wirtschaftsgeschehens, das mit den Gulden entfaltet wird, immer wieder die gleichen die Erfolgreicheren sind, die Gulden bei der Bank einlegen können, während sich die anderen die Gulden von dort leihen müssen, wird irgendwann die Summe der Guthaben auf der einen und die Summe der Schulden auf der anderen Seite größer sein als die Menge der insgesamt existierenden Gulden. Mein Menschenverstand ließ mich die Reaktion erwarten: „Natürlich, Sie haben völlig Recht”, aber stattdessen hat mein Gesprächspartner den Dialog abgebrochen mit dem Hinweis, dass ich offensichtlich unfähig sei, die „Kreditschöpfung” zu verstehen.
Das eigentliche Problem des Giralgeldes: das Inflationspotential
Nicht in wundersamen oder kriminellen Akten der „Geldmengenvermehrung” auf der Basis von „Krediten aus dem Nichts”, an denen sich die Banken bereichern, liegt m.E. das politisch relevante Problem des Giralgeldes. Mit diesem haben die Banken – und zwar schon seit langer Zeit – ein zusätzliches Zahlungsmittel geschaffen. In diesem Sinne ist der Rede von der „Geldschöpfung durch Geschäftsbanken” nicht zu widersprechen. Mit diesem Zahlungsmittel kann man einkaufen, Rechnungen begleichen, Arbeit finanzieren usw. Unbestreitbar ist auch, dass in dieser Form der Zahlung die Zahlungsmitteln schneller hin und her fließen können und die Wirtschaft stärker beflügelt wird, als wenn man nur direkt mit Gulden bezahlen könnte. Doch das ist eher eine Großtat der Banken als ein kritikwürdiges Vergehen.
Das Problem liegt ganz woanders. Es resultiert aus der „Zwitterstellung” des Giralgeldes. Die Girokonten sind einerseits Guthaben, also so etwas wie Speicher, in denen man über Jahre nicht eingesetzte Kaufkraft ansammeln und „aufbewahren” kann, andererseits sind sie direktes, unmittelbar einsetzbares Zahlungsmittel. Sie sind Guthaben und Geld in einem. In der von den Banken geschaffenen Möglichkeit, große Vermögensbestände in liquider Form zu lagern, ohne dass dadurch Deflation hervorgerufen wird, wächst ein mächtiges Inflationspotential heran.
Durch den Prozess der Guthabenanhäufung, die sich über Jahre hinzieht, kann nämlich keine den Guthaben entsprechende Kaufkraft erzeugt werden, die im laufenden Jahr in voller Höhe genutzt werden kann. Was würde denn passieren, wenn alle Einleger plötzlich das „business as usual” (das eben durch das Anhäufen von Giralgeld und einer nur partiellen Nutzung derselben für den Güterkauf charakterisiert ist) beendeten und von ihren in Jahren angesammelten Sichtguthaben hemmungslos Gebrauch machten und Waren einkauften, was das Zeug hält? Man hätte eine sich rasch zuspitzende Krise durch Inflation. (Die Lösung des Problems erfordert eine Geldreform, die selbstverständlich die Möglichkeit des Giralgeldverkehrs erhält, aber das Giralgeld mit einer „Geldhaltegebühr” belastet und damit auch diese Form der Vermögensaufbewahrung im größeren Stil wie die im häuslichen Tresor ökonomisch unattraktiver macht. Massenhafte und sogar ständig wachsende liquide Guthaben bergen zu große Risiken für eine nachhaltige, stetige Entwicklung).
Noch einmal: Diese „Kaufkraftaktivierung im Zeitraffer” ist nur möglich, weil die EQuittis (sprich: Giralgeldbestände ) selber als Zahlungsmittel verwendet werden können. Würden die Besitzer der in Jahren angesammelten EQuittis diese erst in Gulden umtauschen müssen, bevor sie einkaufen können, trete sehr bald die Situation ein, dass es der Bank an Gulden mangelt. Man müsste warten, bis bei der Bank wieder genügend Gulden hereingekommen sind. Das heißt: die Geschäfte könnten nur verzögert stattfinden und zwar in Entsprechung zum realen Zeitrhythmus, den die Entwicklung des realen Angebots der Güter vorgibt. Weil die gewaltigen Mengen der EQuittis selber Zahlungsmittel sind, kann theoretisch eine extrem schnelle Aktivierung von Kaufkraft erfolgen. Doch diese würde dann durch einen inflationären Prozess ausgebremst, durch den die Kaufkraft brutal reduziert, gewissermaßen schmerzlich an die realen Verhältnisse, d.h. an das tatsächliche Angebot der Güter angepasst wird.
Einwand: Kann mehr Kaufkraft auf dem Markt der realen Güter nicht auch zur Entwicklung der realen Wirtschaft führen? Rein qualitativ gesprochen: ja. Aber Entwicklung hat ihre eigenen Zeitparameter, ist harten logistischen, sozialen, ökologische, lerntheoretischen Gesetzmäßigkeiten und Grenzen usw. unterworfen. Reale Produkte müssen konzipiert, produziert, transportiert, akzeptiert, verbraucht, entsorgt werden, das alles kostet Zeit. Der Gütermarkt ist zeitabhängig. Und wenn Kaufkraft schneller entfaltet wird, als sich in der Realität die Dinge entwickeln, wird die Kaufkraft zwangsläufig durch Inflation gestutzt. Dieses Inflationspotential, das in einer über Jahre massenhaft angehäuften, also jeweils nicht aktuell genutzten Kaufkraft liegt, ist das eine große Problem des Giralgeldsystems. Das zweite ist, dass die nicht auf dem Gütermarkt eingesetzte „girale Kaufkraft” eine ständig wachsende schnelle Startbasis für die Spekulation darstellt.
Anmerkung zum so genannten Finanzmarkt
Während auf dem Markt der realen Güter die über Jahre angehäuften Giralgelder nicht kurzfristig kaufaktiv werden können, ohne durch Inflation ausgebremst zu werden, gibt es auf dem Finanzmarkt diese Bremse nicht. Weil es keine durch natürliche Faktoren bedingte Begrenzungen gibt. Die über Jahre angesammelten (angesparten bzw. über Zins und Zinseszins potenzierten) Guthaben, sofern sie in Form von Giralgeld vorliegen, können gewissermaßen aus dem Stand auf den Finanzmarkt geworfen werden. (Dass Giralgeld diese Spekulationseignung hat, ist sicher ein Grund dafür, dass heute so viel Vermögen in dieser Guthabenform „gelagert” wird!). Zwar gelten auch auf dem Finanzmarkt die Marktgesetze, auch die Preise von sog. „Finanzprodukten” werden durch massenhafte Nachfrage (und oft gezielt) in die Höhe getrieben, aber das ist zunächst für die Realität unproblematisch, da es keinen direkten Einfluss auf die Preise der realen Güter hat. Die Folge ist, dass sich der Finanzmarkt verselbständigt und den realen Gütermarkt um das Zigfache übersteigt. Riesige Geldmassen können praktisch in Bruchteilen von Sekunden hin und her geschoben, Käufe und Verkäufe über Kontinente hinweg in allen Richtungen erfolgen – einfach weil diesen geldlichen Transaktionen keine realen Prozesse korrespondieren, die sie zeitlichen Restriktionen unterwerfen. Weil für die Spekulationsgeschäfte, die im wachsenden Maße Ungleichgewichte erzeugt[6], praktisch keine „reale Bremse” existiert, kann sie nur durch einen harten Systemzusammenbruch zum Halten kommen – mit verheerenden Folgen für die reale Welt, oder (das wäre die einzige Alternative) durch einen tief greifenden Politikwechsel, durch den dem Geldsystem andere Regeln und Grenzen gesetzt werden. Ich fürchte, dass wir von dem weiter entfernt sind als vom Systemzusammenbruch.
Das sind die Probleme, die uns zum Nachdenken, Diskutieren und Handeln herausfordern sollten. Vor diesem bedrohlichen Hintergrund kann ich den Streit über eine „Geldschöpfung durch Banken” nur noch als unverantwortliche Verschwendung von Zeit, Kraft und Engagement ansehen (an der ich mich leider Gottes nun auch noch einmal beteiligt habe).
[1] Andreas Eschbach: An Max Mustermann, in: Carl Amery (Hrsg.): Briefe an den Reichtum, Luchterhand, München 2005, S.31)
[2] Diese Zwitterstellung zeigt sich deutlich in der Bezeichnungsweise: Giralgeld = Sichtguthaben.
[3] Allerdings ist die Sache heute etwas komplizierter, da vielfach Geld für Spekulationszwecke geliehen wird. Dieses Geld wird nicht auf dem Warenmarkt kaufaktiv. Zur Spekulation s.u.
[4] Thomas Betz: Das letzte Rätsel der Freiwirtschaftslehre? In: ZfSÖ,147/2005, S.5.
[5] Die Bank, die unbekümmert EQuittis auf Kreditbasis vergibt, würde in der Realität in Zahlungsschwierigkeiten bei den Gulden geraten (im heutigen System: beim Zentralbankgeld), es sei denn: die EQuittis würden niemals eingelöst, sondern würden für alle Zeit als Zahlungsmittel genutzt. Dann hätte sie aber die Funktion des münzprägenden Königs (spricht: der Zentralbank) okkupiert. Und in dem Maße, wie sie unbekümmert „einfach so” EQuittis als Kredite vergibt, würde sie diese Funktion unangemessen und verantwortungslos wahrnehmen und Inflation systematisch herbeiführen. Vgl. den eingangs genannten Artikel.
[6] Vgl. den Text „Die organisierte Spekulation”, ebenfalls unter www.mueller-reissmann.de