Wir brauchen ein anderes Steuersystem
28. Mai 2009 von Friedrich Müller-Reißmann
Hätten wir nicht das Steuersystem, das wir haben, und jemand würde es heute vorschlagen, wir würden an seinem Verstand zweifeln. In einer Situation, in der Arbeitsplätze knapp sind und Millionen unter Arbeitslosigkeit leiden, Arbeitsplätze auch noch durch Steuern staatlicherseits zu verteuern – was wäre das für eine abwegige Idee! Aber es ist keine Idee, sondern die uns vertraute Realität. Wie bei vielen anderen realen Dingen, die vom dichten Schleier der Gewohnheit eingehüllt sind, erkennt unser Verstand die Absurdität nicht. Unser Steuersystem ist doppelt widersinnig: Es wird durch den Staat verteuert, was in unser aller Interesse nicht verteuert werden darf: die lebendige Arbeit, die erneuerbare Ressource schlechthin, und es wird nicht (hinreichend) verteuert, was in unser aller Interesse durch den Staat verteuert werden sollte: der Verbrauch, die „Vernutzung”, die Belastung unserer bedrohten und nichterneuerbaren Lebensgrundlagen. Der Staat braucht Steuern – ohne jede Frage. Aber anstatt aus dieser Not eine Tugend zu machen, indem er sich die Steuern so beschafft, dass er gleichzeitig damit seine eigentliche Pflicht erfüllt, macht er es genau umgekehrt: er macht aus der Not ein Laster, sein Steuersystem ist eine einzige massive Pflichtverletzung. Und alles, was immer wieder als „große”, „tiefgreifende”, „umfassende” Steuerreform oder gar „Steuerstrukturreform” von den politischen Akteuren gefordert, angekündigt oder (besonders vor Wahlen) versprochen wird, läuft bestenfalls darauf hinaus, Stolpersteine, Hindernisse, bürokratische Hürden auf einem falschen Weg aus dem Weg zu räumen.
Der vollständige Artikel zum Download: wir-brauchen-ein-anderes-steuersystem
(Der Artikel bildet eine Einheit mit den Artikeln „Ein anderes Sozialsystem” und „Die Mythologie der Neuzeit – ideologisches Hindernis für ein anderes Steuersystem”).